2024 feiert Rosenbauer bereits das 20-jährige Jubiläum der kleinsten und leichtesten Fahrzeugklasse an Feuerwehrfahrzeugen im Portfolio – der Compact Technology (CT). Ein solches Jubiläum ist der perfekte Zeitpunkt, um einen Blick zurückzuwerfen: auf das bewährte Vorgängerkonzept, die innovative Entstehung eines leichten Raumwunders und die stetige Weiterentwicklung und Verbesserung unserer Lösungen. Eine Übersicht über das aktuelle Portfolio der kompakten Feuerwehrfahrzeuge sowie ein Ausblick in die Zukunft soll dabei ebenfalls nicht zu kurz kommen.

 

Wie alles begann

Bis in die frühen 2000er Jahre werden deutsche Feuerwehrfahrzeuge mit 7,49 t zulässigem Gesamtgewicht auf dem leichten Feuerwehrchassis schlechthin aufgebaut – dem Mercedes-Benz T2, später Vario. Mit dem alten Klasse 3 Führerschein kann beinahe jede Einsatzkraft das weit verbreitete TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser) oder LF8/6 (Löschgruppenfahrzeug 800 l/min Pumpenleistung und 600 l Wassertank) im Einsatz- und Übungsdienst bewegen. Am Rosenbauer Standort in Luckenwalde werden die Fahrzeuge in der klassischen Bauweise eines mittleren und schweren Löschfahrzeugs mit einer Staffel- oder Gruppenkabine und einem separaten Aufbaukoffer versehen. Auch in Österreich werden KLF-W (Kleinlöschfahrzeug-Wasser) und LF (Löschfahrzeug) auf dem Mercedes-Benz Vario oder Mercedes-Benz Sprinter gefertigt. Im österreichischen Werk Neidling wird aus der Variante des Kastenwagens (KaWa) eine integrierte Bauweise gefertigt, in dem die Geräteräume seitlich in die bestehende Fahrzeugstruktur eingepasst werden.

Ab der Jahrtausendwende verdichten sich die Anzeichen, dass der Mercedes-Benz Vario aufgrund der Kosten für die Weiterentwicklung der Motoren für die Abgasklasse Euro4 eingestellt werden könnte (tatsächlich wird das Chassis erst 2013 mit der Einführung von Euro6 eingestellt). Die wenigen alternativen Chassis der Transporterklasse erreichen nicht die 7,49 t zulässiges Gesamtgewicht, die für die umfangreiche Feuerwehrausrüstung notwendig sind. Für die leichten Lastkraftwagen Mercedes Benz der 8t Klasse (Mercedes-Benz Atego, MAN TGL) sind die bewährten Aufbaukonzepte aus Aluminium mit einem Stahl-Hilfsrahmen zu schwer, um auf den ebenfalls schwereren Chassis ein zulässiges Gesamtgewicht unter 7,5 t zu erreichen. Die Konstrukteure im Werk Neidling tüfteln an verschiedenen Varianten, ein normkonformes Feuerwehrfahrzeug zu entwickeln, das weiterhin mit einem Klasse 3 Führerschein bewegt werden kann und einsatztaktisch seinen Vorgängern in nichts nachsteht. Den Durchbruch bringen der Wegfall des schweren Hilfsrahmens aus Stahl sowie die großen Fortschritte in der Klebetechnologie. Mit einer besonders leichten und versteiften Bodenplatte gelingt es, die bei der Einsatzfahrt entstehenden Kräfte wie mit einem Hilfsrahmen aus der weiteren Aufbaustruktur fernzuhalten. Ebenfalls ohne Qualitätsverluste spart das Kleben von Blechen und Verbindungen weiteres Gewicht ein. Das revolutionäre Konzept der in den Aufbau integrierten Mannschaftskabine des AT wird mit großem Erfolg in den neuen Leichtaufbau (LA) übernommen. Das markante Erscheinungsbild des einteiligen Rollladens über die gesamte Aufbaulänge der Vorgängergeneration wird übernommen und bietet unschlagbare Vorteile bei der flexiblen Ausgestaltung des dahinter liegenden Geräteraums. Dieses Merkmal prägt die Kompaktfahrzeuge bei Rosenbauer bis heute.

 

Die Compact Line – Ein wichtiger Meilenstein der Feuerwehrfahrzeug-Linie

Der LA ist 2004 die Sensation am Feuerwehrmarkt – es ist gelungen, auf einem Mercedes-Benz Atego 818 sogar ein LF 10/6 (Löschgruppenfahrzeug mit 1000 l/min Pumpenleistung und 600 l Wassertank) mit größerer Einbaupumpe auf einem LKW-Chassis unter 7,5 t zulässigem Gesamtgewicht zu realisieren. Durch den Entfall des Hilfsrahmen ist der gesamte Aufbau so niedrig, dass auf Auftrittsklappen verzichtet werden kann. Sämtliche Ausrüstung wird mit sicherem Stand vom Boden aus entnommen. Ebenso sind die Rollläden erstmals wahlweise elektrisch ausgeführt und können ergonomisch und ohne Anstrengung mit einem Knopfdruck geöffnet werden. Kurze Zeit später wird der LA mit einer Kombination von Schraub- und Klebverbindungen für die industrielle Linienproduktion optimiert und wird dadurch in seinen Dimensionen (LxBxH) flexibel.

Unter dem Markennamen Compact Line begeistert der neue Aufbau die Kunden und wird dank der leichten Aufbaustruktur auch in der 7,49 t Transporterklasse (Mercedes-Benz Vario) und der 5,5 t / 6,5 t Kleintransporterklasse (Mercedes-Benz Sprinter, Renault Master Pro) gebaut:

Auch in den höheren Gewichtsklassen der Baureihen Mercedes-Benz Atego und MAN TGL kann die Compact Line die Bedürfnisse der Kunden erfüllen und eine noch höhere Nutzlast auf den schmalen und wendigen Straßenfahrgestellen bieten. Sowohl mit der integrierten Mannschaftskabine für das komfortable Anlegen von Atemschutzgeräten und weiterer Ausrüstung während der Fahrt, wie auch in den Ausführungen mit den serienmäßigen Chassis-Doppelkabinen der OEMs (Original Equipment Manufacturer = Grundfahrzeughersteller) werden zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge nach Deutschland, Österreich und in den Export verkauft.

Ab 2011 werden die CL-Fahrzeuge in den verschiedenen Gewichtsklassen nach und nach einem technischen Update unterzogen und in die Optik der neuen Rosenbauer Designsprache überführt. Da nun ein Jahrzehnt später wirklich das Produktionsende des Mercedes-Benz Vario naht, wird mit dem Iveco Daily das einzige sonst am Markt verfügbare Chassis der Transporterklasse in das Portfolio der Compact Line aufgenommen. Die letzten beiden Mercedes-Benz Vario aus Rosenbauer-Produktion werden Anfang 2014 als LHF 10/5 an die Feuerwehr Berlin übergeben:

Die Flexibilität der Aufbautechnologie bietet die Möglichkeit, auch Spezialfahrzeuge und nicht-europäische Chassis mit einem maßgeschneiderten Compact Line Aufbau zu versehen. Von 2011 bis 2018 wird mit dem Mercedes-Benz Sprinter 6×6, einem Spezialumbau der Fa. Oberaigner, eine außergewöhnlich geländegängige Offroad-Variante angeboten, die in den alpinen Gebieten Europas großen Anklang bei den Feuerwehren findet. Aber auch weltweit wird der CL geschätzt und nachgefragt. Auf dem beliebtesten Pick-Up Chassis der Welt, dem Ford F-Series, werden bis heute sogenannte Mini Pumper, Mini Rescue und RIV (Rapid Intervention Vehicle) in zahlreiche arabische, afrikanische und lateinamerikanische Länder geliefert.

 

Neu als Compact Technology auf dem Markt

Zur geplanten Interschutz 2020, die auf Grund der COVID19-Pandemie erst zwei Jahre später in Hannover stattfindet, wird die Klasse der leichten und kompakten Löschfahrzeuge auf ein neues Level gehoben. In einer baureihenübergreifenden Harmonisierung wird die Bedienung zahlreicher Produktlinien mit dem Logic Control System (LCS) der 3. Generation vereinheitlicht. Ebenfalls ist das Funktionsdesign der optischen Signalanlagen und die zweistufige Umfeldbeleuchtung über den gesamten Aufbau der Feuerwehrfahrzeuge nun bis auf wenige technisch bedingte Ausnahmen in allen Rosenbauer Produktlinien zu finden. Aber auch in der Aufbautechnik wird mit den vor Beschädigungen geschützten Kabelsträngen und Verschraubungen innerhalb der Kontur den Aufbauprofilen und einer neuen Aluminium-Profilbauweise ein großer Schritt in der technischen Weiterentwicklung gemacht. Das wird auch im Namen deutlich gemacht: Der Compact Technology Frame, kurz CT Frame, steht für innovative und geradlinige Weiterentwicklung eines bewährten und bis heute einzigartigen Feuerwehrfahrzeugkonzepts:

  • Ergonomische Arbeits- und Entnahmehöhen ohne Auftrittsklappen
  • Maximale Ausrüstung auf kleinstem Raum (HLF20 mit Zusatzbeladung möglich!)
  • Integrierte Mannschaftskabine für maximalen Komfort und Insassenschutz
  • Schmale und niedrige Chassis mit geringem Wendekreis fahren an Orte, an die kein Großfahrzeug kommt
  • Flexible Geräteraumgestaltung ohne störende Aufbaustrukturen
  • 24 Aufbauvarianten auf fünf verschiedenen OEM-Chassis